Tradition bewahren, Innovation gestalten
Ein Unternehmen in dritter Generation zu führen, ist keine Selbstverständlichkeit – und doch eine besondere Chance. Bei NeoVac begann im August 2025 ein neues Kapitel in der Geschichte des Familienunternehmens: Ruedi Lanter und Roman Stadler zogen sich vollständig aus der operativen Leitung zurück und konzentrieren sich künftig auf ihre Verwaltungsratsmandate.
Mit Weitsicht, Verlässlichkeit und grossem persönlichem Engagement haben sie den Generationenwechsel über mehrere Jahre hinweg vorbereitet und begleitet. Die operative Verantwortung innerhalb der NeoVac AG und der Zentralen Dienste wurde bereits schrittweise an Reto Ammann und Marc Stadler übergeben – nun folgt der bewusste Rückzug aus der Gruppenleitung.
Wie verlief euer Weg ins Unternehmen?
Marc Stadler: Nach meinem Master-Studium in Betriebswirtschaft an der Universität Zürich habe ich für einige Jahre in der Unternehmensberatung bei Deloitte gearbeitet. Ich konnte dort verschiedene spannende Projekte im IT- und Organisationsbereich begleiten und wertvolle Erfahrungen in unterschiedlichen Industrien sammeln. Im Jahr 2021 kam dann die Möglichkeit, als Leiter Projektmanagement in der NeoVac Fuss zu fassen und mein Wissen aktiv einzubringen.
Ralph Stadler: Mein Einstieg bei NeoVac war kein festgelegter Plan, sondern ein persönlicher Entscheid aus echtem Interesse. Ich wollte verstehen, wie unser Familienunternehmen funktioniert, nicht von aussen, sondern mittendrin. Deshalb entschied ich mich vor rund acht Jahren, meinen damaligen Arbeitgeber zu verlassen und eine neue Herausforderung anzugehen. Dies mit dem gleichzeitigen Antritt eines Teilzeit-Studiums in Betriebsökonomie.
Chris Lanter: Meine ersten Berührungspunkte mit NeoVac hatte ich schon früh, als ich in den Sommerferien mit meinem Cousin Ruedi Lanter (Junior Junior) im Logistiklager in Oberriet mithalf. Nach meiner Lehre als Sanitärinstallateur wurde mir klar, dass ich mich weiterentwickeln möchte – und dass mich unser Familienunternehmen sehr interessiert.
Die Verbindung zu meinem «Neni» Rudolf Lanter und zu meinem Vater Patrik Lanter bestärkte mich zusätzlich. Nach einem Gespräch mit meinem Vater stand fest: Ich steige bei NeoVac ein. Das ist nun fast neun Jahre her. Nach meiner Einstiegstätigkeit als Servicetechniker und Koordinator konnte ich vier Jahre lang Erfahrung als Key Account Manager sammeln und dabei wertvolle Kundenbeziehungen aufbauen. Im September 2022 durfte ich die Stellvertretung von Jürg Spiess (ehem. Bereichsleiter Montage/Service) übernehmen. Seit Juli letzten Jahres leite ich den Bereich MS.
Welche Erfahrung oder Entscheidung bei NeoVac hat euch bisher am stärksten geprägt?
Marc Stadler: Es ist schwierig, dies auf ein Ereignis festzumachen. Was mich fasziniert, ist, wie schnell Entscheide gefällt und Projekte umgesetzt werden können. Auch sind die Hilfsbereitschaft und der Zusammenhalt innerhalb der
NeoVac etwas sehr Besonderes. Die NeoVac steht niemals still. Auf persönlicher Ebene freut es mich sehr, wie schnell ich die Verantwortung und das Vertrauen bekommen habe, meine eigenen Ideen einzubringen und umzusetzen. Das ist alles andere als selbstverständlich.
Ralph Stadler: Zwei Dinge haben mich besonders geprägt. Zum einen die erste Führungsverantwortung. Plötzlich zählte nicht nur, was ich selbst leistete, sondern wie ich ein Team begleiten und entwickeln konnte. Das war intensiv, fordernd, aber unglaublich lehrreich. Zum anderen hat mich die Mitarbeit in grösseren IT-Projekten stark beeinflusst. Dort wurde mir noch bewusster, wie wichtig vernetztes Denken ist.
Chris Lanter: Puh, das ist eine wirklich gute Frage – denn es gab in meiner bisherigen Zeit bei NeoVac mehrere prägende Momente, die mich nachhaltig beeinflusst haben. Wenn ich mich jedoch auf einen Punkt beschränken müsste, dann wäre es die Übernahme des Bereichs Montage/Service im Juli 2024 im Zuge der wohlverdienten Pensionierung meines Vorgängers Jürg Spiess. Die Verantwortung für einen so grossen und dezentral aufgestellten Bereich zu übernehmen, war trotz sorgfältiger Vorbereitung eine anspruchsvolle Aufgabe – sowohl fachlich als auch persönlich. Gleichzeitig habe ich in diesem Jahr so viel gelernt wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich darf mich tagtäglich spannenden Herausforderungen stellen, was ich auch brauche.
Ruedi Lanter und Roman Stadler haben NeoVac über Jahrzehnte entscheidend geprägt. Welche ihrer Werte begleiten euch heute besonders?
Marc Stadler: Bei meinem Götti Ruedi bewundere ich insbesondere seinen unvergleichlichen Umgang mit Menschen. Er ist äusserst herzlich und empathisch, kommt praktisch mit allen, die er trifft, gut aus, schafft tiefe und langhaltende Verbundenheit. So wurden viele Kund:innen, Lieferant:innen, Weggefährt:innen und sogar der ein oder andere Mitbewerber:in zu Freund:innen. Ruedis Beziehungen sind für die NeoVac sehr wertvoll und haben uns mehrfach in verschiedensten Situationen geholfen.
Mein Vater Roman ist der Ruhepol. Immer besonnen mit dem grossen Ganzen im Fokus. Er hat den so wichtigen kritischen Blick, stellt die richtigen Fragen und deckt oft unbeabsichtigte Konsequenzen auf. So hat er die NeoVac schon vielmals vor der ein oder anderen Fehlinvestition geschützt. Er ist ein ausserordentlicher Teamplayer, der oft im Hintergrund ohne grosses Tamtam alles organisiert und einem immer den Rücken freihält. Jemand, den jeder gerne an seiner Seite weiss.
Ralph Stadler: Gute Frage, da gibt es viele! Von meinem Vater Roman habe ich schon in jungen Jahren gelernt, Entscheidungen stets mit Abstand, Klarheit und einem realistischen Blick zu treffen. Diese Weitsicht, Dinge zuerst setzen zu lassen, bevor man handelt, ist ein Wert, den ich sehr schätze.
Von meinem Götti Ruedi habe ich mitgenommen, wie wichtig echte Beziehungen zu Kund:innen, Partner:innen, aber besonders auch intern sind. Der Mensch steht für ihn immer im Zentrum. Ich bin überzeugt, dass sein Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen ein wesentlicher Erfolgsträger in seiner beachtlichen Karriere ist. Beide haben mir ausserdem gezeigt, dass es nicht nur um Zahlen und Systeme geht, sondern darum, mit Herz, Verstand und Haltung zu führen.
Chris Lanter: Ich denke, mir haben Ruedi, Roman und natürlich auch mein Vater insbesondere den Wert einer kontinuierlichen, konsistenten, gewissenhaften und ehrlichen Unternehmensführung mitgegeben. Ebenso habe ich von ihnen gelernt, wie wertvoll es ist, als Unternehmen finanziell unabhängig zu sein, und dass unser langjähriger Erfolg nicht als selbstverständlich zu betrachten ist.
Inwiefern hilft euch euer familiärer Hintergrund bei der Zusammenarbeit und wo fordert er euch heraus?
Marc Stadler: Wir kennen uns sehr gut, wissen, wie der Andere tickt und wo die Stärken des Anderen liegen. So können wir uns ideal unterstützen und die Zusammenarbeit funktioniert bestens. Wir haben zudem alle von Zuhause dieselben Werte vermittelt bekommen und wissen, was NeoVac auszeichnet und wofür sie steht.
Als Familienunternehmen begleitet uns NeoVac natürlich über die Arbeitszeit hinaus. So finden viele Gespräche auch während gemeinsamer Abendessen, Feiern usw. statt. Dies ist auch völlig in Ordnung und normal. Dennoch ist es wichtig, auch Raum für andere Themen zu schaffen und innerhalb der Familie auch mal nur als Sohn, Neffe, Bruder oder Cousin wahrgenommen zu werden.
Ralph Stadler: Die familiäre Verbindung schafft ein tiefes Grundvertrauen. Man weiss, dass man immer aufeinander zählen kann. Gleichzeitig fordert sie uns auch. Man muss lernen, Persönliches und Berufliches zu trennen, auch einmal Meinungsverschiedenheiten auszuhalten und trotzdem abends gemeinsam am Tisch zu sitzen. Das ist nicht in jedem Fall einfach, aber letztlich eine Stärke, weil es uns zwingt, ehrlich und lösungsorientiert zu kommunizieren.
Chris Lanter: Einer der grössten Vorteile liegt meiner Meinung nach im Vertrauen, das wir einander entgegenbringen können. Wir wissen, dass jeder von uns das Beste für die Firma, die Mitarbeitenden und die anderen Gruppenleitungsmitglieder möchte und wir kennen unsere gemeinsamen Werte, was natürlich auch im beruflichen Kontext wichtig ist. Ich persönlich sehe dabei eigentlich keine Nachteile, ausser vielleicht, dass man so gelegentlich etwas Gefahr laufen könnte, mit «kollektiven Scheuklappen» zu agieren.
Wo seht ihr Potenzial, um Gewohntes zu hinterfragen und frische Impulse zu setzen?
Marc Stadler: Wir agieren in einem sehr spannenden und agilen Marktumfeld, das uns viel abverlangt. Zudem wird uns der technologische Fortschritt rund um die Künstliche Intelligenz in den nächsten Jahren stark begleiten und beeinflussen. Das ist für uns alle eine Chance, das Gewohnte zu hinterfragen, denn das Potenzial ist ausserordentlich und in jedem Bereich und Prozess vorhanden. Es ist nun an uns, die am besten geeigneten Handlungsfelder zu identifizieren und Prozesse neu zu denken.
Ralph Stadler: Im Denken über Abteilungsgrenzen hinweg. Unsere Produkte und Services hängen eng zusammen, aber oft arbeiten wir noch zu sehr in Silos. Ich sehe Potenzial in der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit und somit in einer noch besseren Customer Journey.
Chris Lanter: Für meinen Bereich Montage/Service sehe ich grosses Potenzial in der Etablierung eines soliden Führungssystems. Darauf aufbauend ist es mir wichtig, unsere familiäre, kollegiale Bereichskultur mit hoher Leistungsnorm und gesundem Wettbewerb zu erhalten. Gleichzeitig sehe ich in der gezielten Förderung der Mitarbeitenden, angepasst an individuelle Fähigkeiten und Motivation, eine zentrale Chance.
Auch die Stärkung des unternehmerischen Denkens und Handelns im Sinne der NeoVac sowie die Optimierung von Einarbeitungszeiten durch strukturierte Arbeitsaufteilungen und Spezialisierung tragen zur Effizienzsteigerung bei. Zudem lohnt es sich, etablierten Perfektionismus an den falschen Stellen zu hinterfragen – dort, wo der Aufwand keinen echten Mehrwert für unsere Kund:innen bringt, setzen wir künftig gezielter Prioritäten.
Wie stellt ihr euch NeoVac in 20 Jahren vor – was bleibt, was wird sich verändern?
Marc Stadler: Die Stärke der NeoVac war immer die innovative, nachhaltige Ausrichtung im Markt. Es ist daher schwer, in die Glaskugel zu blicken, was noch alles auf uns zu kommt. Im Zentrum stehen aber immer die NeoVac-Werte, ein starkes Team von motivierten Mitarbeitenden und eine Macher-Mentalität. Somit bleibt die NeoVac der Zukunft weiterhin am Puls der Zeit, mit noch smarteren, digitaleren Lösungen für unsere Kund:innen.
Ralph Stadler: NeoVac wird in 20 Jahren technologisch bestimmt anders aussehen. Noch vernetzter, noch datengetriebener, vielleicht mit Services, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Was bleibt, ist unser Anspruch, messbar verlässlich zu sein, und dies in technischer, menschlicher und wirtschaftlicher Hinsicht. Persönlich hoffe ich natürlich, dass wir als dritte Generation die erfolgreiche NeoVac-Geschichte weiterführen können, so wie unser Neni, Götti, Vater und Onkel.
Chris Lanter: Ich denke - und hoffe - insbesondere, unsere familiäre Unternehmenskultur wird sicherlich bleiben, solange diese von der Gruppenleitung entsprechend vorgelebt wird. Weiter denke ich, wird uns unser Kerngeschäft auch in 20 Jahren und darüber hinaus erhalten bleiben, wobei wir sicherlich noch stärker im Bereich der E-Mobilität und in unseren datengetriebenen Business Cases, wie beispielsweise den Monitoring-Dienstleistungen, vertreten sein werden.
Der technologische Fortschritt im Bereich der Kommunikationssysteme, unsere geschickte Positionierung als Komplettanbieter im Mess- und Abrechnungsbereich und unser schweizweites Servicenetz ermöglicht es uns, Dienstleistungen - inklusive der technischen Betreuung - anzubieten, die sonst aktuell niemand in dieser Form anbieten kann. Dies öffnet uns viele Türen. Durch einige dieser Türen sind wir bereits gegangen, durch einige davon werden wir sicherlich auch in Zukunft noch gehen.